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Flachdach – Worauf bei Bau und Wartung zu achten ist

Juli 12, 2019 8:00 am

Das Flachdach ist vermutlich die älteste Dachform fester Gebäude. Beim Flachdach unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Typen – dem Kaltdach und dem Warmdach.

Bei der früher häufig verwendeten Kaltdach-Bauweise (belüftetes Dach) wurde in der Dämmschicht ein Hohlraum belassen, durch den die Luft zirkulieren konnte. Dadurch wurde die durch das Dach eingedrungene Feuchtigkeit schnell abgeführt. Beim Warmdach hingegen besteht der Schutz vor Wasser und Feuchtigkeit durch eine spezielle Schichtenfolge. Dadurch wird eine optimale Dachdämmung gewährleistet. Zusätzlich sorgt eine Dampfsperre dafür, dass keine Luft in die Wärmedämmung eindringen kann und feuchte Stellen vermieden werden.

Die Unterkonstruktion bzw. Tragschicht eines Flachdachs besteht entweder als schwere, biegesteife Unterkonstruktion aus Stahlbeton oder als leichte, biegeweiche Gerippekonstruktion aus Holz, Stahl oder Stahlbeton mit oberseitiger Tragschicht aus Holz oder Trapezblech.

Eine Gefälleschicht aus Normalbeton oder aus Bitumensplitt (ermöglicht schnelles Abtrocknen nach Regenfällen während der Bauzeit) liegt unmittelbar über der Stahlbetondecke; sie soll an keiner Stelle weniger als 5 cm betragen. Auch keilförmig geschnittene, direkt unter der Dachhaut liegende Wärmedämmplatten können zusätzlich zur Funktion der Wärmedämmung die Funktion des Gefälles übernehmen. Es ist darauf zu achten, dass bei dieser Konstruktion die dünnste Stelle den vollen Wärmeschutz bietet.

Ein bituminöser Voranstrich ist bei geklebtem Dachaufbau auf Stahlbeton- und Porenbetonflächen zur Staubbindung und zum Porenverschluss erforderlich. Verzinkte Stahlprofilbleche benötigen einen Korrosionsschutzanstrich.

Die Trenn- und Ausgleichsschicht dient zur Überbrückung kleiner Schwind- und Spannungsrisse sowie als Schutz gegen Rauigkeit und evtl. chemische Einflüsse der Tragschicht.

Die Dampfsperrschicht dient der Verhinderung einer unzulässig großen Wasserdampfdiffusion von der Raumseite her, d. h. eines unzulässig großen Tauwasserausfalls unter der Abdichtungsschicht, der sich schädlich auf den Flachdachaufbau auswirken kann. Punkt- oder streifenweise verklebte Dampfsperren können zugleich die Funktion einer Trenn- und Ausgleichsschicht übernehmen. Als Dampfsperren sind sowohl Bitumen-Schweiß- bzw. Dachdichtungsbahnen mit Glasvlies- und Metallbandeinlagen als auch fast alle Kunststoff-Dachbahnen geeignet; der jeweilige materialspezifische Systemaufbau ist jedoch zu berücksichtigen.

Die regelmäßige Wartung einer Flachdachfläche umfasst zu einem großen Anteil Reinigungsarbeiten bestimmter Dacheinbauten, Dachdetails oder Dachabschnitte.

Das Versagen einer Dachabdichtung hat schwerwiegende Folgen mit Schäden an der Dachkonstruktion, dem Dachaufbau und dem Gebäude. Damit es nicht soweit kommt, sollte der Eigentümer beim Thema Dach nichts dem Zufall überlassen und durch regelmäßige Wartung die vielfältigen Risiken mindern. Vorbeugung und Pflege sichern einem fachgerecht ausgeführten Dach eine lange Lebensdauer.

Flachdächer sind extremen Belastungen ausgesetzt, diese sind witterungsbedingt oder durch Umwelteinflüsse, aber auch durch die Konstruktion bzw. Unterkonstruktion bedingt.

 

Einflüsse durch die Witterung / Umwelt:

  • Schnee, Regen und Hagel
  • Kälte und Hitze, Temperaturwechsel allgemein und im Besonderen z. B. im Sommer nach Gewittern
  • Temperaturunterschiede durch unterschiedliche Verschattung
  • Wasserdampf
  • Stehendes Wasser
  • UV- und Infrarotstrahlung (führt zu Alterungen)
  • Chemische Belastung (z. B. „Saurer Regen“)
  • Staub- und Schmutzablagerungen
  • unerwünschter Pflanzenbewuchs

 

Konstruktionsbedingte Einflüsse:

  • Schwinden oder Kriechen der Unterkonstruktion
  • Durchbiegung der Unter- oder Tragkonstruktion
  • Auflasten und Druck (bei genutzten Dachflächen)
  • Gebäudebewegungen

 

Damit diese Einflüsse nicht zur Beschädigung der Dachabdichtung führen, muss auf eine fachgerechte Ausführung der Konstruktion geachtet werden, aber auch auf eine regelmäßige Wartung, inklusive Wartungsplan.

Bei Inspektionen stellt ein Wartungsplan sicher, dass das Dach die notwendigen Pflegemaßnahmen bekommt und selbst nach vielen Jahren noch voll funktionstüchtig bleibt. Der Plan dokumentiert wie ein Pflichtenheft, wann die Begehung durchgeführt und welche Arbeiten ausgeführt wurden. Für den Fall, dass ein Dach versichert sein sollte, stellt die schriftlich dokumentierte fachgerechte Wartung die Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des Versicherungsschutzes dar. Werden die Wartungsarbeiten nicht dokumentiert und fristgerecht durchgeführt, besteht meist kein Anspruch mehr auf Leistungen der Versicherung. Dies gilt auch für Garantien auf Materialien und Systeme. Hersteller verbinden diese (freiwilligen) Garantieleistungen meist mit einem Wartungsvertrag. Beim Wechsel der Besitzverhältnisse muss der Wartungsplan dem nächsten Eigentümer übergeben werden.

Wir haben in Österreich mehrere Millionen Quadratmeter Flachdächer verbaut, die zumindest einmal pro Jahr durch einen Fachmann begangen werden müssen. Um dieses Arbeitspensum abzudecken, können jährlich österreichweit zahlreiche Fachunternehmen ein zusätzliches Betätigungsfeld erschließen.

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This post was written by Robert Bele